Schlüsselempfehlungen

Behandlung

Aktualisiert am 18.02.2022
Erstellt am 18.02.2022

Hier finden Sie die allgemeinen Empfehlungen der S3 - Leitlinie gegliedert nach verschiedenen Behandlungsoptionen (Kurzintervention, "Körperliche Entgiftung", "Qualifizierte Entzugsbehandlung", Postakutbehandlung), sowie die Empfehlungen zur Behandlung bei von somatischen und psychischen Komorbiditäten und zur Versorgung von alters- und geschlechtsspezifischen Personengruppen. Zudem finden Sie Empfehlungen zu psychotherapeutischen und psychosozialen Interventionskomponenten im Rahmen der Postakutbehandlung.

Behandlungsoptionen


 

Alkoholbezogene Kurzinterventionen

Unter alkoholbezogenen Kurzinterventionen werden – zumeist manualisierte – gesprächsbasierte Behandlungsansätze verstanden, mit dem Ziel, beim Patienten zu einer Verhaltensänderung in Richtung eines risikoarmen Alkoholkonsums zu führen.

Die Intervention sollte auf Grundlage oder in direkter Folge eines kurzen anamnestischen Screenings oder Case-Findings durchgeführt wird. Im Rahmen einer alkoholbezogenen Kurzintervention sollten

  • Empfehlungen vermittelt,
  • individuelle Rückmeldungen zur Trinkmenge gegeben sowie
  • spezifische Zielvereinbarungen getroffen.

Häufig werden alkoholbezogene Kurzinterventionen durch Begleitmaterial (Informationsbroschüren, internetbasierte Angebote, Trinktagebücher, etc.) ergänzt.


 

Körperliche Entgiftung


Preuss et al. 2020

„Eine körperliche Entgiftung umfasst die Behandlung der Alkoholintoxikation mit körperlich- neurologischen Ausfallerscheinungen und/oder von Alkoholentzugssymptome, wie sie bei einem relevanten Anteil der PatientInnen mit Alkoholabhängigkeit auftreten können. Ziel ist die Sicherstellung der Vitalfunktionen und die Vermeidung von Komplikationen (z.B. epileptische Anfälle oder Delirium tremens) sowie die Reduzierung/ Linderung von Entzugserscheinungen.“


 

Qualifizierte Entzugsbehandlung


Preuss et al. 2020

„Suchtpsychiatrische bzw. suchtmedizinische Akutbehandlung, die über die körperliche Entgiftung hinausgeht.
Grundsätzlich erfolgt eine Behandlung der Intoxikations- und Entzugssymptome und eine Diagnostik und Behandlung der psychischen und somatischen Begleit- und Folgeerkrankungen. Essenziell für eine qualifizierte Entzugsbehandlung (QE) sind psycho- und soziotherapeutische sowie weitere psychosoziale Interventionen zur Förderung der Änderungsbereitschaft und der Änderungskompetenz (z.B. Stabilisierung der Abstinenz). Im Rahmen der QE soll die Bereitschaft zur Inanspruchnahme weiterführender Hilfen gesteigert und entsprechende Kontakte in das regionale Hilfesystem gebahnt werden (z.B. Selbsthilfe, Psychotherapie, Soziale Arbeit). Bei entsprechender Indikation erfolgt die Vermittlung in spezifische Behandlungsangebote, wie z.B. in die soziale oder medizinische Rehabilitation. Aufgrund der o.a. multidisziplinär zu erbringenden Behandlungsleistungen und zur suffizienten Differenzialdiagnostik und Behandlung psychischer und somatischer Folge- und Begleiterkrankungen ist die Dauer einer qualifizierten Entzugsbehandlung länger als bei einer körperlichen Entgiftung.“


 

Postakutbehandlung


Funke et al. 2020

Nach einer Entgiftung bzw. einem qualifizierten Entzug soll entsprechend dem Versorgungsalgorithmus eine nahtlose Postakutbehandlung angeboten werden. Diese Postakutbehandlung kann entweder als ambulante, ganztägig ambulante bzw. teilstationäre oder stationäre Rehabilitationsbehandlung (inklusive einer Adaptionsbehandlung als letzte Phase der medizinischen Rehabilitation), als medikamentöse Rückfallprophylaxe oder in anderen Formen erfolgen. Andere Formen der Postakutbehandlung umfassen u.a. die vertragsärztliche Versorgung bzw. ambulante Psychotherapie und die ambulante oder stationäre psychiatrische Weiterbehandlung.


Quellenangaben: